Bienenprojekt


Es begann im zeitigen Frühjahr 2003. Herr Hobbie, der damalige Schulleiter, fragte mich ein halbes Jahr nach meiner Pensionierung ob ich mir vorstellen könne, seiner Klasse etwas über Bienenhaltung zu vermitteln. Ich überlegte mehrere Tage, dann sagte ich zu. Die Kinder kannte ich gut. Ich war zwei Jahre vorher ihre Klassenlehrerin. Mir war klar, die Arbeit in dieser Altersstufe (3./4. Schuljahr) musste so konkret und anschaulich wie möglich sein, d. h. auch ein Bienenvolk musste in unmittelbarer Nähe der Schule stehen. Unser Hausmeister Herr Hillmer wurde in die Überlegungen mit einbezogen. Er fand schließlich den Standort neben der Aula, wo auch heute noch – 12 Jahre danach – ein oder zwei Völker stehen.

 

Im März 2003 bei mildem sonnigem Wetter lud ich sehr spontan Herrn und Frau Hobbie in meinen Garten in Varel ein. Sie kamen mit ihrer Klasse zu Fuß. Der Garten stand voller blühender Wildkrokusse, Winterlinge, Schneeglöckchen, Märzenbecher und war voller Leben. Denn auch die Bienen an meinem Bienenstand erfreuten sich der erwachenden Natur und suchten eifrig nach Pollen, den sie zur Aufzucht ihrer jungen Maden brauchten. Ich zeigte den Kindern das Volk, das ich für Büppel bestimmt hatte. Es war klein über den Winter gekommen und es stand noch nicht fest, ob es die schwierige Zeit der Durchlenzung überstehen würde. Aber Mitte April war es so weit: Das Völkchen lebte und hatte sich gut entwickelt. So wanderte die ganze Klasse samt ihrer Lehrer erneut zu mir diesmal mit Bollerwagen auf dem das einzargige Volk nach Büppel gebracht werden sollte. Ich begleitete die Klasse zurück zur Schule, wo das Bienenvolk seinen neuen Standort erhielt, den Herr Hillmer inzwischen vorbereitet hatte.

 

Diesen Standort gibt es bis heute. Er wurde gut gewählt, denn die Kinder können vom Aulafenster aus jeden meiner Arbeitsschritte gut beobachten. Maximal zwei Kinder können meine Assistenten sein und Rauch über das geöffnete Bienenvolk blasen bzw. Wasser darüber sprühen.

 

Die Umgebung der Schule ist so artenreich, dass die Bienen immer genug Pollen finden für ihre Brut. Es gibt Haselsträucher, Weiden, Mirabellen, Löwenzahnwiesen, Himbeeren und Brombeeren im angrenzenden Wals und Akazien und Linden.

 

Der Höhepunkt für jede Projektklasse war das Abschleudern des Frühlingshonigs. Mit großem Aufwand wurde der Gruppenraum oder ein Teil des Klassenraumes als Schleuderraum eingerichtet. Jedes Kind durfte beim Ernten und Entdeckeln der Honigwaben helfen. Als dann der erste Honig floss, wurde er sofort zum 2. Frühstück probiert: Es gab Brötchen von Kappen mit Butter und Honig. Auch für zu Hause konnte jeder eine Kostprobe mitnehmen. Der Rest des Honigs wurde in der Schule verkauft. Von dem Erlös konnte Schutzkleidung für die Assistenten und sogar ein Bienenschaukasten erworben werden.

 

Der Bienenschaukasten erwies sich als große Hilfe, wenn es darum ging eine Königin entstehen zu sehen, sie später nach dem Schlüpfen zu finden und sie schließlich mit einem farbigen Punkt auf dem Rückenschild zu kennzeichnen.

 

Im Laufe des Jahres wurden die Kinder mit vielen Arbeiten und Entwicklungsabläufen am Bienenvolk vertraut gemacht. Sie beteiligten sich gerne an den Winterarbeiten (Rähmchen drahten, Mittelwände einlöten, Zargen ausbessern und neu streichen). Der Posten der Assistenten war immer heiß begehrt. Auch die Spätsommerarbeiten wie z. B. Zargen schrubben und Altwaben ausschneiden wurden gerne verrichtet. Alle Arbeiten hatten einen Sinn.

 

Zum Schluss des Bienenprojekts in der Adventszeit haben wir Wachsplatten, die im Imkerfachgeschäft gegen Altwaben ausgetauscht werden, Kerzen gerollt.

 

Inzwischen gibt es zwei Jungimker, die so starkes Interesse während des Bienenprojekts entwickelt haben, dass sie unbedingt eigene Bienen halten wollten. Ich riet ihnen, vor Beginn an einem Imkerkursus in der Schulungsstätte der Landwirtschaftskammer des Bezirks Weser-Ems in Wehnen teilzunehmen. Mit Unterstützung ihrer Eltern konnte ihr Wunsch realisiert werden.

 

Hinzuzufügen wäre noch, dass der jeweilige Klassenlehrer im Fachunterricht das notwendige theoretische Wissen vermittelt, während ich als Imkerin den Kindern die Bienenhaltung näherbringe. 


Britta Moyzes