Zur Geschichte der Grundschule Büppel


Die Büppeler Schule wurde 1885 gebaut.  Vorher besuchten die meisten Büppeler Kinder die Schule in Obenstrohe, einige gingen nach Jethausen oder Neuenwege; sie hatten einen langen und beschwerlichen Weg zu gehen.  In den Jahren von 1859 bis 1879 verdoppelte sich die Zahl der Hausstellen in Büppel von 21 auf 42, und die Zahl der schulpflichtigen Kinder betrug bereits 50. So genehmigte das Oberschulkollegium in Oldenburg nach mehreren Anläufen  1884 endlich eine Schule für Büppel. Die Schulacht Büppel wurde gegründet, zu deren Bereich auch der Büppeler Weg im Stadtgebiet Varel gehörte. Zum Schuljuraten wählte man den Ziegeleibesitzer Gerhard Brumund. Man erzählt sich, dass er die Steine für den Schulbau gestiftet hat.

 

Zum Standort wählte man ein großes Heidestück am Waldrand, das noch nicht in Privatbesitz übergegangen war. Es war rund 5 ha groß und  war begrenzt vom Moorweg, dem Föhrenweg, der Straße am Tannenkamp und den Grundstücken an der Blumenstraße. Das noch unkultivierte Heideland machte den Hauptlehrern viel Arbeit, um als Selbstversorger eine Kuh und Schweine halten zu können. 1936 wurde Schulland abgegeben für Bauplätze und eine kleine Landstelle. Obgleich das gesamte Schulland einschließlich Gebäude und Schulhof  jetzt nur noch 2 ha groß war, hielt der Schulleiter noch bis in die 50er Jahre weiterhin eine Kuh und Schweine.



Aus einem Bericht des Schulleiters Heinrich Beenken 1950:

 

Zur Dienstwohnung gehört ein großer Gemüse- und Obstgarten, die zusammen eine Größe von etwa 40 a haben. Hinter dem Garten liegt eine Weide von 60 a, die der Schulleiter für 102,50 DM (für die Weide 87,50 DM, für das Ackerland 15,-- DM, für den Garten 20,-- DM) pachtete. Es ist daher möglich, eine Kuh zu halten. Mit dem Nachbarn Schlalos zusammen pachtete der Stelleninhaber von Richard Brumund eine zweite Weide, um Heu für die Kuh zu erhalten.


Das Schulgebäude hatte zwei Klassenräume und eine Lehrerwohnung, sowie einen Stall in einem Nebengebäude. Lehrer Johann Gersdorf  begann als erster Büppeler Lehrer mit 74 Kindern in einer Klasse den Unterricht. Erst ab 1914 wurde die Schule zweiklassig geführt. Im zweiten Klassenraum war von 1903 bis 1910 eine sogenannte gewerbliche Fortbildungsschule für Lehrlinge eingerichtet.

 

1910 wurden die Schulachten aufgelöst. Der Büppeler Weg gehört seitdem nicht mehr zum Schulbezirk Büppel.

1910 hatte die Schule ein neues Dach


1936 wurde der Lehrer Dr. Hans Heitmann, der 1934 nach Büppel strafversetzt worden war,  von der geheimen Staatspolizei aus dem Unterricht geholt. Über seinen weiteren Verbleib ist nichts bekannt.

 

Während der Kriegszeit 1939 bis 1947 unterrichtete zeitweise nur ein Lehrer die über 100 Kinder. 1945 stieg die Schülerzahl durch den Zuzug vieler Heimatvertriebener von 125 auf 150. Erst ab 1947 hatte die Schule wieder zwei Lehrer. Ab Herbst 1948 wurde die Schule dann von 3 Lehrern im Schichtunterricht dreiklassig geführt.

 

1950 hatte  die Schule ca. 130 Schüler; von 23 Schülern war der Vater im Krieg gefallen oder vermisst, von 27 Schülern war der Vater arbeitslos.

 

1955 konnte endlich der Schichtunterricht aufgegeben werden. Die Büppeler Schule erhielt einen großzügig angelegten Anbau.

Ein Klassenraum im Altbau wurde zur Hausmeisterwohnung umgebaut. Später wurden hier eine Bücherei, eine Schulküche und eine Druckerwerkstatt eingerichtet. Der Hausmeister zog in die Hauptlehrerwohnung.

Der Anbau wurde1955 fertiggestellt.


Als die Gemeinde Varel-Land 1954 erwog, das bisherige Weide- und Ackerland hinter der Schule als Bauplätze zu verkaufen, gab das Schulamt vom Landkreis Friesland dazu folgende Stellungnahme ab: „…Lage und jetzige Größe des Schulgrundstückes einschließlich des Schullandes bieten in geradezu idealer Weise die Möglichkeit, den Wünschen und Bestrebungen der Freunde der Landschule entgegenzukommen, die Schule zu einem Wohnhaus für Kinder werden zu lassen, das mitten in einem schönen Garten liegt.“

Dieser Vorschlag wurde Wirklichkeit. Die Planungen dafür bot das sogenannte Büppeler Turngartenmodell, das von Lehrer Erich Schimansky entwickelt und erstellt worden war (und auch in mehreren deutschen Städten auf Kongressen gezeigt wurde).

1957 reichte das Kornfeld des Schulleiters noch bis an das neue Schulgebäude heran.


Bald gab es den bisher überall üblichen kahlen Pausenhof mit zwei Turnstangen, zwei Kletterstangen und einem Barren nicht mehr. An seiner Stelle lag eine große Rasenfläche, die unter einer großen Birke zum Unterricht im Freien einlud. Vor dem  Erweiterungsbau war ein großes Blumenbeet angelegt, das an einem Nachmittag in der Woche von einer Lehrerin zusammen mit Kindern gepflegt wurde. Ein breiter Weg führte zwischen Rasen und Blumenbeet um den Erweiterungsbau herum in den „Turngarten“ (heutiger Spielplatz). Der Turngarten -  von einer internationalen Jugendgruppe errichtet - war ein Spielplatz mit Sandkasten, Kletterbäumen, Schwingseilen, Rutsche, vielen Turnstangen, Böcken und anderem und begrenzt von Blütensträuchern und Stauden. Die Kinder konnten Bälle, Taue und Ringe nutzen, die von größeren Schülern ausgegeben und wieder eingesammelt wurden. Hinter dem Turngarten entstanden ein Hartplatz und ein Sportplatz.

1961 erhielt die Büppeler Schule im Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden - unser Dorf in Grün und Blumen“ einen Preis.

 

Mit dem Neubau und dem neuen Umfeld kehrte auch ein neuer Geist in die Schule ein. Die Gestaltung des Schullebens wurde wichtig. Die alten Schulbänke wurden gegen Tische und Stühle ausgetauscht, die aber nicht frontal ausgerichtet, sondern in Gruppen zusammengestellt wurden. Kindgerechte Unterrichtsformen wie Gesprächskreise, Partnerarbeit, Gruppenunterricht, selbständiges Erarbeiten, individuelles Üben an Hand von Arbeitsmitteln (die die Lehrer größtenteils noch selbst erstellen mussten) u. a. m. gewannen neben dem Frontalunterricht an Bedeutung. Die Kinder nahmen ihr Lernen z. T. selbst in die Hand. Das förderte ihre Lernfreude und ihr Selbstvertrauen. Dazu trugen ebenfalls die vielen Herausforderungen bei, die der Turngarten bot.

Eine Leihbücherei für Kinder wurde eingerichtet; einmal in der Woche war Büchertausch.

Der Lehrer war möglichst den ganzen Vormittag mit seiner Klasse zusammen. Er konnte sich auch  in den Pausen den Kindern widmen. Es gab keine festen Pausenzeiten. Die Pausen wurden dem Unterrichtsgeschehen angepasst. Als in späteren Jahren die Klassen mit mehr Unterrichtsmaterialien und Spielen ausgestattet waren, durften die Kinder ihre Pause auch in der Klasse bei Spiel oder Arbeit verbringen.

 

Wöchentlich wurde ein Morgenkreis – stehend – im kleinen Eingangsflur durchgeführt mit Liedern und Gedichten. Einmal in der Woche luden die Lehrer zu einem Spiel- und Sportnachmittag ein. Montagnachmittags gaben die Lehrer Schwimmunterricht im Hallenbad der damaligen Mittelschule. Es wurde eine Schulfußballmannschaft gebildet. die am Punktspielbetrieb im NFV-Kreis Friesland teilnahm; einmal wöchentlich wurde trainiert.

Ab 1961 fuhren die  Kinder des 3. bis 8. Schuljahres einmal im Jahr ins Landheim.

 

Wichtig war auch die enge Zusammenarbeit  mit der Elternschaft. Schon früh gab es Elternsprechtage, die man bis dahin nur am Gymnasium kannte.

Oft gab es Besuche von Lehrerkonferenzen, Schulrätetagungen und Dozenten und Studenten der Universität Oldenburg, die den Büppeler Schulbetrieb kennenlernen wollten.

 

In den 50er und Anfang der 60er Jahre hatte kaum jemand ein Auto oder ein Telefon. Es gab kein Fernsehen. Die Arbeitswoche hatte 48 Stunden. Sonnabends war Unterricht. Die Schüler besuchten die Schule – mit Ausnahme der ersten Jahrgänge -  regelmäßig von 8 bis 13 Uhr.

 

Die Zeiten änderten sich und mit ihr auch die Schule.

 

1967 wurde die Büppeler Schule – seit 1960 vierklassig -  eine Mittelpunktschule. Die Schüler der Volksschule Rosenberg kamen alle nach Büppel. Die Schulen Neuenwege und Jethausen schickten die Schüler vom 5. Schuljahr an in die Büppeler Mittelpunktschule. Die Büppeler Schule hatte einen neuen zweigeschossigen Anbau erhalten und hatte nun 258 Schüler in 9 Klassen. Der Schulbusverkehr wurde eingerichtet; die Schule musste sich auf den Schulbusplan einstellen. Weil die Lehrer sich am Schulvormittag nicht im Lehrerzimmer trafen – das Prinzip der freien Pausengestaltung wurde beibehalten -, wurde die wöchentliche Dienstbesprechung eingeführt. Sie ermöglichte es auch, dass jeder Kollege sich einbringen konnte, wenn neben Regularien vor allem Absprachen für ein gelingendes Schulleben nicht unter Zeitdruck standen.

Der neue Anbau 1967


1971 wurde in Niedersachsen die Förderstufe eingerichtet. Die 5. und 6. Schuljahre verließen die Büppeler Schule und fuhren nach Langendamm.

 

In den 70er Jahren herrschte großer Lehrermangel, im Oktober 1971 konnte nur noch 65% des erforderlichen Unterrichts erteilt werden, 1977 fehlten immer noch 20,7% Lehrerstunden.

 

Ab 1974 wurden auch die Grundschüler aus Neuenwege und Jethausen in Büppel unterrichtet. (Die Grundschüler aus Neuenwege hatten seit 1968 die Schule Jethausen besucht.)

 

1975 verließ die letzte Hauptschulklasse die Büppeler Schule. Sie hieß jetzt Mittelpunktgrundschule  mit  Vorklasse.  Die Kinder des 5. Schuljahres besuchten nun  die Orientierungsstufe in Obenstrohe und in Varel.

 

Aber die Büppeler Schule blieb auch in turbulenten Jahren reformfreudig, wenn damit Möglichkeiten aufgetan wurden, die Voraussetzungen für kindgerechtes Unterrichten und Erziehen zu verbessern.

 

1972 wurden  in Büppel die Vorklassen eingeführt. Sie boten für die Vorschüler eine ideale Möglichkeit, sich in das Schulleben einzugewöhnen.

 

Von 1976 bis 1982 war Büppel eine von 20 niedersächsischen Schulen, die sich am „Schulversuch Eingangsstufe“ beteiligte: Vorklasse und erstes Schuljahr wurden enger verzahnt; Sozialpädagogen im Anerkennungsjahr wurden eingesetzt; es kam zu einer engen Zusammenarbeit mit der Universität Oldenburg, die den Versuch wissenschaftlich begleitete. Obgleich das Kultusministerium den Versuch als sehr erfolgreich bewertete, wurde er 1982 abgeschlossen und hatte keine Auswirkungen auf die künftige Schulpolitik. Die Vorklasse blieb erhalten, wurde aber 2003 abgeschafft.

 

Die Büppeler Schule war eine der ersten, die die vereinfachte Ausgangsschrift einführte. Diese Schrift erleichtert gegenüber der Lateinischen Ausgangsschrift das Schreibenlernen und fördert den Schreibfluss.

 

Mit Unterstützung der Robert-Bosch-Stiftung wurde 1992 eine Druckerwerkstatt eingerichtet und die Schulzeitschrift „Der Schulwurm“ herausgebracht.

 

Die Grundschule Büppel war eine der ersten Grundschulen in Niedersachsen, die schon im Jahr 1992 die Volle Halbtagsschule in Kombination mit der Einrichtung von Integrationsklassen beantragte und bis zum Jahr 2010 mit dieser Schulform arbeitete. Im Bericht der Schulinspektion wurde die Arbeit in der Vollen Halbtagsschule besonders hervorgehoben. 2010 wurde die Volle Halbtagsschule – wie die Eingangsstufe 1982 – trotz bestätigter erfolgreicher Arbeit abgeschafft.

 

Alle diese Neuerungen fielen der Schule nicht in den Schoß. Immer mussten ausführliche Konzepte erarbeitet werden und bisherige Arbeitsweisen dargelegt werden, um vom Kultusminister die erforderliche Genehmigung zu bekommen.

 

2010 gab es erneut große Veränderungen und Herausforderungen. Die Schule wurde Ganztagsschule. Zwei Klassenräume wurden angebaut, im alten Schulgebäude wurde eine Mensa eingerichtet, und vor allem gab es große Umstellungen in der  Organisation des Schulalltags.

 

Große Unterstützung hatte die Schule in all den wechselhaften Jahren von den Eltern. Viele sich wiederholende Projekte und Aktionen, die inzwischen schon Tradition geworden sind, wären ohne Eltern nicht möglich geworden. Hier seien Pflanzaktionen und Arbeiten auf dem Spielplatz, die Waldseefeste, die von den Eltern angebotenen Arbeitsgemeinschaften am Sonnabend und die spätere Schule am Nachmittag, die Projektwochen mit dem berühmten Büppeler Frühstück sowie die Sponsorenläufe für einen guten Zweck erwähnt.

Die seit Anfang der 80er Jahre jährliche Sportabzeichenaktion könnte ohne die Unterstützung des TuS Büppel nicht so erfolgreich durchgeführt werden.

 

Wer auf die Geschichte der Schule zurückblickt, wird feststellen, dass es immer wieder neue Herausforderungen gab, dass immer wieder neue Ansätze gefunden werden mussten für ein gelingendes Schulleben. Vieles, das sich bewährt hat und beständig blieb oder Grundlage war für die Weiterentwicklung, gibt unserer Schule ihr Gesicht. 

                                                                                             

Gerold Ostendorf